Zu Besuch in der Glasperlen-Manufaktur Feuerperlen & Co

Veröffentlichung im Kunsthandwerksblättl

In einer kleinen heimeligen Hütte mitten im Grünen ist das Feuerperlen-Atelier von Anja eingerichtet. Es läuft angenehme Hintergrundmusik, welche die Abzugsgeräusche und das rhythmische Rauschen des Sauerstoffgerätes überspielt. In einem Ofen knistert ein Holzfeuer. Ich schaue mich in der kleinen Werkstatt um.

Alles ist bunt. Überall zwischen den Arbeitsgeräten hängen kleine Kunstwerke aus Glasperlen - hier ein Vogel Strauß, da ein chinesischer Abakus. 100-jährige Hufnägel mit Glücksperle hängen neben "fliegenden Menschlein" als Pin-Nägel und kleinen Bulli-Bus-Anhängern. Außergewöhnliche Besteckteile mit bunten Glasperlengriffen liegen neben ganz besonderen Stiften. 

In der hinteren Ecke in einem Regal Marke Eigenbau stecken Glasstäbe in allen Farben des Regenbogens - ca. 30 cm lang - transparent oder undurchsichtig.

An einem der beiden Brenner sitzt Anja und ist ganz in ihre Arbeit vertieft. Ich schaue ihr eine Weile über die Schulter. Mit der linken Hand dreht sie einen Metallstab, mit der rechten schmilzt sie die Spitze eines aquamarinblauen Glasstabes zu einem orange-glühenden Plob, um diesen dann auf den Metallstab zu wickeln. Durch das gleichmäßige Drehen des Edelstahldorns formt sich im Nu eine runde Perle. Nun kommen weitere Farben ins Spiel. Anja malt mit heißem Glas. Alle möglichen Farbnuancen werden zu Mustern kreiert, Glas geschmolzen, weitere Farben aufgesetzt und wieder verschmolzen. Es ist schon faszinierend, dabei zuzusehen. Doch demnächst werde ich auch Anjas Einladung annehmen und es selbst probieren.

Unter ihrer Anleitung bekommt jeder seine eigene Glücksperle hin - jede Perle wird anders und jeder hat seinen eigenen Stil.  Sie meint: "Ich bin immer wieder fasziniert davon, was für unterschiedliche wunderschöne farbenfrohe Glasperlen meine Kursteilnehmerinnen mit derselben Technik kreieren. Jeder hat seine Lieblingsfarben, setzt Muster anders und es kommen immer ganz individuelle Unikate heraus, die es kein zweites Mal gibt."

Aber zunächst muss die fertig gestaltete Glasperle abkühlen. Hier kommt bei Anja ein digitaler Temperofen zum Einsatz. Dieser kühlt die Glasperlen über Stunden stufenweise ab und macht sie so langlebig. 

Sind die Glasperlen im Ofen, muss sich jeder in  Geduld üben. Neugierde wird mit eventuellem Bruch bestraft. Und so warten wir lieber eine Nacht ab.

Am nächsten Tag treffe ich Anja wieder und bestaune die farbenfrohen Perlen. Jetzt erkenne ich auch die schönen Farbkombinationen, welche beim glühenden Glas nur erahnbar waren. Mittlerweile sind sie vom Dorn gelöst und gesäubert worden. Silberne Schmuckelemente liegen bereit. Heute werden die Glasperlen zu kleinen Taschenbaumlern und Anhängern verarbeitet. Anja meint, am schönsten sehen die bunten Glasperlen in Kombination mit anderen Materialien wie etwa schwarzen Lavasteinen, Aludraht oder silbernen Schmuckperlen aus. Und auch da gibt es wieder 1001 Varianten.

Für Euch dagewesen

Eure Phillipetta

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